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Beende den Familien-Streit ums Essen: Der überraschende Weg, wie du deine Kinder dazu bringst, (gerne) gesünder zu essen

Was gibts zum Essen?

Beende den Familien-Streit ums Essen: Der überraschende Weg, wie du deine Kinder dazu bringst, (gerne) gesünder zu essen

Von Adam Feit, PhD, CSCS, SCCC, Dominic Matteo, CPT, PN Master Coach


„Wie bringe ich mein Kind dazu, Gemüse zu essen?“

Als Ernährungstrainer hören wir diese Frage oft von frustrierten Eltern.

Und da wir selbst Eltern sind, können wir das absolut nachvollziehen. (Oh ja, das können wir.)

Immerhin ist es deine Aufgabe, deinen Kindern gute Ernährungsgewohnheiten beizubringen.

Doch du kannst deine Kinder nicht dazu bringen, Gemüse zu mögen. Oder neue Lebensmittel zu akzeptieren. Oder gesunde Snacks begeistert auszuwählen.

Also, was kannst du tun?

Konzentriere dich darauf, deinen Kindern zu helfen – anstatt sie zu zwingen.

Wenn es sich wie Haarspalterei anhört, vertrau uns: Das Wort „helfen“ kann einen riesigen Unterschied machen – sowohl für ihre Einstellung als auch für deine.

Wir wissen das, weil wir diese „helfen, nicht zwingen“-Einstellung genutzt haben, um Tausende von Erwachsenen zu einer gesünderen Ernährung und besseren Essensentscheidungen zu führen.

Und zu Hause haben wir sie genutzt, um unsere eigenen Kinder dazu zu bringen, freiwillig Gemüse zu essen, begeistert zu Obst zu greifen und eine gesunde Beziehung zu Lebensmitteln zu entwickeln (Dessert ist nicht schlecht!).

Diese Technik funktioniert bei Kindern jeden Alters, und wir werden sie in diesem Artikel mit dir teilen.

Probiere es selbst aus oder nutze es mit deinen Klienten. Du wirst vielleicht feststellen, dass Essen deine Familie wirklich näher zusammenbringen kann – so, wie es sein sollte.


Niemand mag es, gesagt zu bekommen, was zu tun ist.

Das ist ein grundlegender Aspekt der menschlichen Psychologie und gilt für fast jeden – einschließlich Kinder.

Ob 2 oder 92 Jahre alt, Menschen reagieren oft ähnlich, wenn sie herumkommandiert werden:

  • Sie hören auf zuzuhören.
  • Sie weigern sich, zu gehorchen.
  • Sie verlieren die Beherrschung.

Manchmal machen sie sogar genau das Gegenteil von dem,

Herumkommandiert zu werden kann dazu führen, dass man sich klein, nicht gesehen und nicht gehört fühlt – als ob sich niemand für die eigenen Gedanken oder Meinungen interessiert.

Und das ist aus der Perspektive eines Erwachsenen. Stell dir jetzt vor, ein Kind zu sein.

Missverständnis nicht: Kinder brauchen Führung. Ohne Anleitung müssten sie viele Lektionen auf die harte Tour lernen. Und Töpfchentraining könnte Jahre dauern.

Aber das bedeutet nicht, dass Eltern ihren Kindern immer sagen müssen, was sie tun sollen.

Es gibt eine Alternative, die oft besser funktioniert – besonders wenn es ums Essen geht: Hilf ihnen, selbst herauszufinden, was zu tun ist.

Wie?

  1. Stelle neugierige, reflektierende Fragen zu ihren Entscheidungen.
  2. Höre aufmerksam zu und berücksichtige ihre Antworten.
  3. Nutze ihre Antworten, um sie zu lenken.

Diese Umstellung – weg von Anweisungen, hin zu Fragen – kann das Elternsein transformieren. Und obwohl es sich im Moment vielleicht ein wenig abstrakt anhört, zeigen wir dir fünf Wege, wie du diese Technik heute schon nutzen kannst.

Doch zuerst ein paar Grundregeln.


Regel Nr. 1: Lebe das Verhalten vor, das du sehen möchtest.

Kinder neigen von Natur aus dazu, das zu tun, was sie bei dir sehen. Sei also ein Vorbild für das Verhalten, das du von ihnen erwartest, z. B.:

  • langsam essen
  • Mahlzeiten am Tisch einnehmen, nicht vor dem Fernseher
  • Gemüse genießen
  • sich Zeit für die Zubereitung von Speisen nehmen
  • aufhören zu essen, wenn man zufrieden oder satt ist – und nicht völlig überfüllt

Bevor du deinen Kindern mehr Verantwortung überträgst, überlege dir:

Was lehrst du deine Kinder durch dein eigenes Verhalten?

Denn wenn deine Taten nicht mit deinen Worten übereinstimmen, merken das Kinder sofort.


Regel Nr. 2: Erfülle deine Rolle – und vertraue darauf, dass sie ihre erfüllen.

Diese Regel erlaubt es dir, deinen Kindern mehr Entscheidungsfreiheit zu geben, ohne die Tür zu völliger Anarchie zu öffnen.

Ein hilfreiches Konzept ist dabei der Ansatz der „Division of Responsibility in Feeding“ (sDOR) des Satter-Instituts.

Die Verantwortung wird in zwei Bereiche aufgeteilt, abhängig vom Alter des Kindes:

Was die Eltern tun:

  • Lebensmittel einkaufen
  • Essen zubereiten
  • Regelmäßige Mahlzeiten zu festgelegten Zeiten anbieten
  • Essenszeiten angenehm gestalten

Was das Kind tut:

  • Entscheiden, ob es essen möchte
  • Wählen, welche der angebotenen Lebensmittel es essen möchte
  • Entscheiden, wie viel es essen möchte

Dieser Rahmen gibt dir die Kontrolle darüber, welche Lebensmittel ins Haus kommen. Wenn du kein Eis möchtest – vielleicht, weil es ein „rotes Ampel-Lebensmittel“ für dich ist – dann kaufst du kein Eis.

Falls deine Kinder woanders, z. B. bei Freunden, Eis essen, versuche das unter „kein großes Ding“ zu verbuchen.

Warum? Laut dem Ansatz kontrollierst du nicht, was sie außerhalb des Hauses essen. Das tun sie.

Diese Methode hilft dir auch, dich auf das Erlebnis des Essens zu konzentrieren.

Du könntest z. B. eine „keine Elektronik am Tisch“-Regel haben – denn das fällt in deine Verantwortung als Elternteil. Aber du musst deine Kinder nicht dazu bringen, ihr Gemüse zu essen – das ist ihre Entscheidung, nicht deine.


Regel Nr. 3: Bleib neutral.

Neutral zu sein bedeutet, ehrliche, neugierige Fragen zu stellen und mit der Antwort deines Kindes einverstanden zu sein.

Neutral ist nicht: „Ich stelle dir eine Frage, die nur eine richtige Antwort hat: meine Antwort.“

Es bedeutet auch nicht, die Wahl deines Kindes mit Kommentaren wie „Juhu, du hast dein Gemüse gegessen! Gut gemacht!“ zu feiern oder sie mit Bemerkungen wie „Das isst du als Snack?“ zu kritisieren.

Das kann am Anfang schwerfallen, weil du dir große Sorgen um die Gesundheit deiner Kinder machst. Aber genau diese Neutralität – gepaart mit den zuvor genannten Regeln – macht die Fragen wirkungsvoll.

Je mehr du die gewünschten Verhaltensweisen vorlebst, deinen Teil der Abmachung erfüllst und neutral bleibst, desto wahrscheinlicher ist es, dass deine Kinder tatsächlich das tun, was du möchtest – ganz ohne Schreien.


Das 30-Tage-Snack-Korb-Experiment

Wenn du dir Sorgen machst, was passiert, wenn du deinen Kindern die Macht über ihre Entscheidungen gibst, probiere dieses 30-Tage-Experiment aus. Es erfordert vielleicht einen Vertrauensvorschuss, aber denk daran: Du testest es nur. Du kannst jederzeit zu deinem alten Ansatz zurückkehren.

Schritt 1: Kaufe Snacks ein.
Bevor du zum Supermarkt gehst, bitte deine Kinder, Snacks aus verschiedenen Kategorien auszuwählen:

  • 1–2 Proteine (z. B. griechischer Joghurt, Eier, Fleisch)
  • 2 Obstsorten
  • 2–3 Gemüsesorten
  • 1–2 gesunde Fette (z. B. Nüsse, Käse, Guacamole)
  • 1–2 verpackte „Snack“-Produkte (z. B. Chips, Granola, Cracker)

Setze klare Grenzen, z. B. aus finanziellen Gründen, und überlasse es den Kindern, die Auswahl innerhalb dieser Vorgaben zu treffen.

Schritt 2: Erstelle Snack-Körbe.
Richte im Kühlschrank einen Korb für verderbliche Snacks (z. B. Obst, Gemüse) und in der Speisekammer einen Korb für nicht verderbliche Snacks (z. B. Cracker) ein. Wenn du mehr als ein Kind hast, benenne die Körbe individuell.

Schritt 3: Befülle die Körbe jeden Abend.
Die Kinder wählen Snacks für den nächsten Tag aus und befüllen ihre Körbe.

Schritt 4: Lass die Kinder ihre Snacks essen (oder nicht essen).
Am nächsten Tag entscheiden die Kinder selbst, wann und welche Snacks sie essen.

Bleibe geduldig und neutral. Über einen Monat hinweg entwickeln Kinder oft von selbst ein besseres Gefühl für Hunger und Sättigung.

Fragen, die die Essenszeit transformieren können

Jetzt, da du die Grundregeln kennst, schauen wir uns an, wie du Fragen nutzen kannst, um deine Kinder zu Gemüseessern zu machen.

Doch zuerst ein kleiner Hinweis:

Man sagt oft, es gibt keine dummen Fragen. Aber das stimmt nicht ganz – denn manche Fragen wirken besser als andere.

Entmachtende Fragen haben einen autoritären Ton und verstärken deine Position als Elternteil, der Recht hat. Sie sind „Was ich sage, gilt“-Aussagen, die als Fragen formuliert sind. Sie führen oft dazu, dass sich Kinder angegriffen und klein fühlen.

Ermächtigende Fragen hingegen geben Kindern das Gefühl, gesehen und gehört zu werden, und laden sie ein, eigene Entscheidungen zu treffen.

Hier ein Beispiel für beide Arten von Gesprächen:

Entmachtendes Gespräch Ermächtigendes Gespräch
Elternteil: Wirst du dein Gemüse essen? Elternteil: Wirst du dein Gemüse essen?
Kind: Nein. Kind: Nein.
Elternteil: Warum denn nicht? Elternteil: Hmmm… Würdest du mir erzählen, warum?
Kind: Ich mag nicht, wie du es gekocht hast. Kind: Ich mag nicht, wie du es gekocht hast.
Elternteil: Das machen wir immer so. Elternteil: Echt? Interessant. Erzähl mir mehr. Warum gefällt es dir nicht?
Kind: Schweigen. Kind: Es ist matschig und da ist zu viel drauf.
Elternteil: Schweigen. Elternteil: Verstanden! Klingt, als hätte ich es zu lange gekocht und zu viel gewürzt, richtig?
Kind: Ja. Kind: Ja.
Elternteil: Aha! Wie magst du es am liebsten? Elternteil: Danke, das hilft mir sehr. Soll ich es nächstes Mal grillen und nicht würzen?
Kind: Wenn du es grillst, esse ich es. Kind: Wahrscheinlich.

Vielleicht denkst du dir: „Das ist ja gut für Ernährungsexperten, die geschult sind, Fragen zu stellen. Aber wie soll ich das als Elternteil schaffen?“

Genau deshalb haben wir ein Cheat-Sheet mit den häufigsten Fragen unserer Coaches erstellt. Sobald du sie verstanden hast, kannst du sie leicht in deinem Familienalltag anwenden.


Frage Nr. 1: Eine gemeinsame Ideensammlung starten.

Wie du es machst: Stelle offene Fragen und lass die Kinder ihre Antworten einbringen.

Beispiele:

  • Ich gehe morgen einkaufen. Was möchtest du diese Woche auf die Liste setzen?
  • Lass uns mal verschiedene Gemüsesorten anschauen. Welche würdest du probieren?
  • Unsere Abendessen sind immer dieselben 3–4 Gerichte. Möchtest du mit mir ein Kochbuch durchblättern und etwas Neues aussuchen?

Warum es funktioniert: Diese Technik zeigt deinen Kindern, dass ihre Vorlieben respektiert werden, ohne dass sie alles bestimmen können. So kannst du herausfinden, was sie mögen oder nicht mögen.


Frage Nr. 2: Eine Auswahl schaffen.

Wie du es machst: Biete mehrere Optionen an – mindestens eine, die dein Kind liebt.

Beispiele:

  • Im Kühlschrank gibt es Hähnchen, Burger und Fischstäbchen. Was möchtest du?
  • Ich brauche Hilfe beim Kochen. Möchtest du den Tisch decken, einen Salat machen oder Rezepte finden?
  • Beim Abendessen: Was möchtest du von den Sachen auf dem Tisch auf deinen Teller legen?

Warum es funktioniert: Eine Liste von Optionen gibt deinem Kind das Gefühl von Kontrolle, während du die Grenzen setzt.


Frage Nr. 3: Etwas Neues hinzufügen.

Wie du es machst: Anstatt das Lieblingsessen deines Kindes wegzunehmen, konzentrierst du dich darauf, etwas Neues hinzuzufügen.

Beispiele:

  • Okay, Pommes zum dritten Mal in dieser Woche. Was könntest du dazu essen?
  • Du möchtest wieder Mac & Cheese. Lass uns überlegen, was wir dazugeben könnten. Was würde gut dazu passen?
  • Zum Grillkäse-Sandwich: Möchtest du zwei Karottenstifte probieren?

Warum es funktioniert: Neue Lebensmittel können Angst machen. Diese Technik gibt deinem Kind Sicherheit, weil das Lieblingsessen immer noch da ist.


Frage Nr. 4: Um Hilfe bitten.

Wie du es machst: Sag deinem Kind, dass du ein Problem hast und seine Hilfe brauchst.

Beispiele:

  • „Ich möchte gesünder werden und bestimmte Lebensmittel, wie Eis, nicht mehr zu Hause haben. Aber ich weiß, dass ihr es liebt. Könnt ihr mir helfen, eine Lösung zu finden?“
  • „Wenn wir oft auswärts essen, fühle ich mich nicht gut. Könntet ihr mir helfen, mehr zu Hause zu kochen?“
  • „Ich habe gehört, dass ihr in der Schule über Obst und Gemüse gesprochen habt. Möchtest du mir erzählen, was ihr gelernt habt?“

Warum es funktioniert: Kinder sehen die Vorteile der gewünschten Veränderung und fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie helfen können.


Frage Nr. 5: Aufgeben und sie gewinnen lassen.

Wie du es machst: Wenn es unmöglich ist, dein Kind umzustimmen, lass es gewinnen.

Beispiele:

  • „Wenn du keinen Hunger hast, ist das okay. Aber könntest du trotzdem mit uns am Tisch sitzen?“
  • „Du magst mein Essen nicht? Möchtest du dir etwas aus dem Kühlschrank suchen?“
  • „Wenn dir mein Gericht nicht gefällt, möchtest du nächstes Mal selbst etwas kochen?“

Warum es funktioniert: Besonders bei Kleinkindern und Teenagern kann es helfen, den Widerstand zu entschärfen, indem man keinen Druck ausübt.


7 Wege, um Ernährung spaßig zu machen

  1. Spiele „Zwei-Bissen-Bingo“: Erstelle ein Bingo-Board mit Essensherausforderungen (z. B. ein Gemüse mit Schlagsahne probieren). Nach jedem Bingo gibt es einen Preis.
  2. Verteile Punkte: 5 Punkte für ein neues Gemüse, 10 Punkte für ein Rezept mit dem Gemüse. Bei 100 Punkten gibt es eine Belohnung.
  3. „Du bist der Chef“-Abende: Jeder darf das Abendessen planen – auch Pizza ist erlaubt.
  4. Würfeln fürs Abendessen: Erstelle eine Liste mit 6 Gerichten und würfle, welches gekocht wird.
  5. „Farbtage“: An roten Tagen gibt es rote Lebensmittel, an gelben gelbe, usw.
  6. Involviere die Kinder: Lasse sie beim Einkaufen und Kochen helfen.
  7. Experimente: Kaufe unbekanntes Obst oder Gemüse und teste es zusammen.

Was du als Nächstes tun kannst

Beginne, Fragen in alltägliche Situationen einzubauen, oder halte eine Familienbesprechung, um alle bei einer Veränderung einzubeziehen.

Starte mit einer neuen Aktion und folge diesem Prozess:

  1. Wähle und teste eine Veränderung.
  2. Beobachte, wie sie funktioniert.
  3. Analysiere und passe an.

So bringst du Kinder auf deine Seite – ganz ohne Schreien, Drohen oder Türenknallen.